Die Entstehungsgeschichte der Kapelle St. Martin im Ev. Stift Koblenz
Krankenhauskapelle
Ein christlich geprägtes Krankenhaus braucht eine Krankenhauskapelle. Diese Auffassung vertraten sowohl die Vertreterinnen und Vertreter des Krankenhauses wie auch die Verantwortlichen im Verwaltungsrat der Stiftung Ev. Stift Anfang der 2000 er Jahre. Ebenso waren sich alle darüber einig, dass der bisweilen als Kapelle benutzte und nicht barrierefrei zugängliche Tagungsraum im 11. OG des Krankenhauses diesen Zweck nicht ausreichend erfüllt. Ein gut erreichbarer Raum, der die spirituellen Bedürfnisse von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden erfüllt und gleichzeitig vorzeigbar und künstlerisch gestaltet ist, wurde benötigt. Da die Finanzmittel aus dem Krankenhausbetrieb heraus nicht bereitgestellt werden konnten, erklärte sich die Stiftung Ev. Stift bereit die Kapelle auf eigene Kosten zu errichten und dem Krankenhaus zur Verfügung zu stellen.
Nach Plänen des Koblenzer Architekturbüros Naujack/Rumpenhorst und unter der Federführung und mit sehr viel Herzblut des zwischenzeitlich verstorbenen Seniorpartners Dieter Rumpenhorst wurde die Kapelle in der Nähe des Eingangs des berufsgenossenschaftlichen Sonderbaus errichtet und am Martinstag 2009 eingeweiht.
Einen erheblichen Teil der Baukosten wurde über Spendeninitiativen des Förderervereins Stiftungsklinikum Mittelrhein ( heute Gemeinschaftsklinikum) zusammengetragen, hier hatten die Spender die Möglichkeit Spendensteine zu erwerben, die noch heute die Naturfassade im Eingangsbereich zieren. Auch die katholische und die evangelische Kirche haben über Kollektensammlungen und direkte Zuwendungen den Bau der Kapelle unterstützt.
Einen großen Wunsch erfüllte sich die Stiftung hinsichtlich der künstlerischen Gestaltung der Kapelle. Auf Vermittlung des ehemaligen Chefarztes Dr. Bernd Böhm konnte der renommierte und weltbekannte Künstler Prof. Dr. Markus Lüppertz gewonnen werden, um das 4 * 8 m große Fenster zu entwerfen. Die Firma Derix in Taunusstein wurde aufgrund der jahrelangen Erfahrung mit Kirchenfenstern mit der Herstellung beauftragt. Nun hieß es nur noch die Finanzierung dieses Kunstwerkes zu meistern. Prof. Lüppertz selbst hatte dann die Idee: er Entwarf zwei Zeichnungen mit dem Martin Motiv, erstellte hieraus Kaltnadelradierungen und übermalte diese mit Kreide oder Aquarellfarben, so das individuelle Kunstwerke entstanden. Diese Kunstwerke wurden dann im Sommer 2009 im Mittelrhein-Museum feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits an diesem Abend wurden so viele Bilder verkauft, dass die Kosten für den Entwurf des Fenstermotivs zum größten Teil refinanziert werden konnten. Diese Idee hatte den schönen Nebeneffekt, dass in vielen Wohnzimmern in Koblenz und Umgebung nun Lüppertz Originale hängen, die ihre Besitzer erfreuen und sie stolz machen. Zur Finanzierung der Herstellkosten des Fensters hat die Kulturstiftung Rheinland-Pfalz eine großzügige Summe zugewendet.
Insgesamt lässt sich sicher sagen, dass sich die Kapelle zu einem häufig genutzten Zufluchtsort für die Menschen im Krankenhaus aber auch in der Nachbarschaft geworden ist. Das Fenster aber ist eine künstlerische Bereicherung für die ganze Region und wird häufig auch von überregionalen Besuchern besichtigt. Im Mai 2010 wurde das Fenster feierlich enthüllt. Der Künstler selbst sagte zu seinem Werk: „Ich hatte mir als Kind immer gedacht, dass es nicht fair ist, wenn Martin den Mantel vom Pferd aus zerschneidet und dem Bettler das Stück Stoff hinwirft. Ich wollte, dass er vom Pferd steigt, auf den Bettler zugeht und ihm das Tuch gibt“. Und genau diese Idee aus Kindertagen hat er in seinem Fenstermotiv umgesetzt.
Die Kapelle St. Martin im Ev. Stift ist täglich von 8 – 20 Uhr geöffnet, ein Gottesdienst findet sonntags um 9 Uhr statt ( evangelisch oder katholisch im Wechsel).